Buchtipps von Rainer Quink

Buchtipps von Rainer Quink:

“Die nachfolgende Liste stellt eine Auswahl aus den Büchern dar, die ich innerhalb der letzten beiden Jahre selbst gerne gelesen habe und daher auch ruhigen Gewissens gerne weiterempfehlen möchte.Es handelt sich um Bücher englischsprachiger Autoren. Sie zeichnen sich alle durch eine gute Story aus, aus der der Leser selbst seine Schlüsse ziehen kann, wenn er möchte.”

Ein wunderbares Buch für alle, die gerne Abenteuerromane lesen oder Road-Movies schauen. Hier trifft Jack London auf Easy Rider. Ein Buch, das einen auf Zeitreise schickt in die wilden 60/70er.  Wer dabei war – und sei es als Kind – spürt die Vibrationen und Irritationen der Zeit. Das Buch nimmt einen mit und man wünscht, dass es nicht enden wird. Aber es endet – untypisch für Boyle – voller Hoffnung.

T.C. Boyle – Drop City
dtv 592 Seiten

Etwa 60 Hippies leben auf einem Grundstück, das sich Drop City nennt. Sie rauchen Dope, lieben, kochen, schlafen – querbeet und im Einklang mit der Natur. Nur das Latrinenproblem stört, die Feindschaft der umliegenden Farmer, die lauernde Aggressivität der Polizei, die intellektuellen Spanner, die am Wochenende zum Freakseeing anfahren. Ein Reigen relaxter Erektionen bestimmt den Tagesablauf, die ›größte Plattensammlung der Erde‹ wartet, dazu dopeversetzter Haferbrei und der wöchentliche Nachschub vom Supermarkt – die Natur und das Sozialamt geben’s, die Freaks und ihre Bräute nehmen’s … „›Drop City‹ ist uncool und damit menschlich. Das eine Auge hat Boyle auf die Utopie gerichtet, das andere auf die Realität.“ (Konrad Heidkamp in der ›Zeit‹). Eine Hippiekommune, die in den 70er Jahren von Kalifornien nach Alaska zieht. ›Drop City‹ ist der Roman einer naiven und idealistischen Generation, die das Lebensgefühl von vielen von Grund auf verändert und bis auf den heutigen Tag geprägt hat.

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Was ist wahr, was ist Lüge? Es ist ein spannendes Buch, das dem Leser einige Rätsel aufgibt. Auf verschiedenen Erzählebenen wird die Story eines gescheiterten Schriftstellers ausgerollt – mit Inzest und Mord. Oder doch nicht? 

Paul Auster – Unsichtbar
rororo 316 Seiten

Adam Walker, Literaturstudent an der New Yorker Columbia University, hat hohe Ziele: Er möchte Dichter werden. Er kann seinem Glück kaum glauben, als er auf einer Party den wohlhabenden Franzosen Rudolf Born kennen lernt, der ihm das Geld zur Gründung einer Literaturzeitschrift anbietet. Adam ist von dem enigmatischen Born und seiner attraktiven Freundin Margot zunächst fasziniert, doch schon bald erkennt er die dunklen Seiten Borns: „Born aber war nicht gut. Er war geistreich, exzentrisch und unberechenbar, aber wer behauptet, der Krieg sei die reinste Äußerung der menschlichen Seele, verbannt sich aus dem Reich des Guten.“ Als Born für einige Zeit verreist, beginnt Adam eine Affäre mit Margot, die jedoch abrupt endet. Nach Borns Rückkehr treffen er und Adam erneut aufeinander – mit dramatischem Ausgang. Denn Born begeht vor den Augen Adams einen Mord – eine Tat, die für Adams Leben weit reichende Folgen haben wird.

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Ein Buch voller Urgewalt. Mitten im schneereichen Winter spielt die Story von Einsamkeit, Verlust, Rache und roher Gewalt. Der Protagonist ist der Rächer und man ist bei ihm, ganz und gar. Eine fesselnde Lektüre für die dunkle Jahreszeit.

Gerard Donovan – Winter in Maine
btb  208 Seiten

Julius Winsome hat den Schuss gehört. Zumindest glaubt er das, denn in den Wäldern von Maine ist kurz vor Winteranbruch Jagdsaison – es hätte also auch jeder andere Schuss gewesen sein können. Sein geliebter Pitbullterrier Hobbes jedenfalls schafft es gerade noch, sich 500 Meter zu ihm hin zu schleppen, bevor er an der aus nächster Nähe kaltblütig in seinen Rücken gefeuerten Schrotflintenladung zugrunde geht. Kurzerhand nimmt Winsome, der in der Einsamkeit mit seinen geerbten Büchern und den antiquierten Worten Shakespeares lebt, sein ebenfalls geerbtes Scharfschützengewehr und macht seinerseits Jagd auf die Jäger. Drei von ihnen erlegt er sofort – auch wenn keiner von ihnen mehr sagen kann, ob er tatsächlich Hobbes’ Mörder war.

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Ein Buch, das sich unverkrampft und trotzdem sensibel mit der Alzheimer-Krankheit auseinandersetzt. Ein Junge sucht die Geschichte seiner Familie. Ein alter Mann sucht seine verlorene Tochter. Zum Schluss findet sich alles zusammen. Die Story ist humorvoll und ernst zugleich. Wenn man das Buch gelesen hat, ist man froh, dass man es gelesen hat.

Stefan Merrill Block – Wie ich mich einmal in alles verliebte
Piper 352 Seiten

Seth geht noch zur Schule, als bei seiner Mutter das Vergessen beginnt. Während ihre Alzheimer-Krankheit unaufhaltsam voranschreitet, macht er sich auf die Suche nach der Geschichte seiner Familie. Gleichzeitig sehnt sich der alte Abel hunderte Kilometer entfernt nach der längst vergangenen Zeit mit Mae, der Liebe seines Lebens. Abel bleiben nur seine Erinnerungen, aber Seth kämpft gegen die Macht der Zeit und findet dabei heraus, dass Liebe und Vergessen in seiner Familie seit Generationen zusammen gehören …

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Ein Buch über den Versuch, Schuld zu verarbeiten, derer man sich lange nicht bewusst war, weil die Erinnerung eine andere Geschichte schrieb – und letztlich auch schreiben wollte. Eine stille Verzweiflung, die das Unabänderliche hervorruft, bemächtigt sich des Protagonisten. Die Story führt den Leser zur Reflektion des selbst Erlebten. War da noch was?…. 

Julian Barnes – Vom Ende einer Geschichte
btb 192 Seiten

Wie sicher ist Erinnerung, wie unveränderlich die eigene Vergangenheit? Tony Webster muss lernen, dass Geschehnisse, die lange zurückliegen und von denen er glaubte, sie nie mehr hinterfragen zu müssen, plötzlich in einem ganz neuen Licht erscheinen. Als Finn Adrian in die Klasse von Tony Webster kommt, schließen die beiden Jungen schnell Freundschaft. Auch später, nach der Schulzeit, bleiben die beiden in Kontakt. Bis die Freundschaft ein jähes Ende findet. Vierzig Jahre später, Tony hat eine Ehe, eine gütliche Trennung und eine Berufskarriere hinter sich, ist er mit sich im Reinen. Doch der Brief eines Anwalts, verbunden mit einer Erbschaft, erwecken plötzlich Zweifel an den vermeintlich sicheren Tatsachen der eigenen Biographie. Je mehr Tony erfährt, desto unsicherer scheint das Erlebte und desto unabsehbarer die Konsequenzen für seine Zukunft. Ein Text mit unglaublichen Wendungen, der den Leser auf eine atemlose Achterbahnfahrt der Spekulationen mitnimmt.

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Uncooler Typ wird zum Helden der Highschool. Eigentlich ist der Protagonist ein Außenseiter. Aus Verletztheit möchte er Rache nehmen und den coolen Typen die Tour vermasseln. Doch ungewollt findet sein Coup Unterstützung – auch von denen, von denen er es nicht erwartet hatte. James macht an einem Tag in der Highschool eine gewaltige Entwicklung mit.  Sehr flott erzählt. Ein Buch, das auch Jüngere anspricht.

Joe Goebel – Ich gegen Osborne
Diogenes 512 Seiten

Ein ganz normaler Schultag. Doch der schüchterne James hat Stress an seiner Highschool Osborne: Er, der im Anzug seines gerade verstorbenen Vaters in die Schule geht, scheint der einzige verantwortungsbewusste Heranwachsende in einer haltlosen, sexbesessenen Gesellschaft zu sein. Er kann seine Mitschüler nicht ausstehen (was auf Gegenseitigkeit beruht), die cool sein wollen und doch nur gefühllos und vulgär sind und sich gegenseitig drangsalieren. Und nun scheint auch noch seine Angebetete, Chloe, die so tickt wie er, während der Ferien in Florida ihre weibliche Seite entdeckt zu haben – und das nicht zu knapp. Notgedrungen nimmt James den Kampf auf: Ich gegen Osborne! Nicht nur gegen den Direktor, den er mit seinem Wissen um dessen Sex-Eskapade mit einer Schülerin erpresst, sondern gegen die ganze Highschool.

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Eine sanfte Story, in der die große Liebe in einer unfassbaren Tragödie endet. Ein Buch, das einen mitnimmt – gewaltige Bilder, zerrissene Charaktere. Es ist gleichzeitig ein Frauen- und Männerbuch.

Robert Goolrick – Ein wildes Herz
btb 352 Seiten

Virginia, 1948. In der beschaulichen Kleinstadt Brownsburg kennt jeder jeden und alles geht seinen gewohnten Gang. Bis eines Tages ein Fremder auftaucht, mit zwei Koffern in der Hand. Er scheint nicht viel zu besitzen, dieser Charlie, außer seinen kostbaren Messern. Damit kann er so geschickt umgehen, dass er für den Metzger am Ort zum unentbehrlichen Mitarbeiter wird – und zum Freund der Familie. Doch dann begegnet Charlie der Ehefrau des reichsten Mannes der Stadt: Sylvan. Er weiß sofort: Sie ist die Frau, von der er schon immer geträumt hat. Es ist der Beginn einer Amour fou, die nicht nur sein Leben aus der Bahn werfen wird – einer Leidenschaft bis in den Tod.

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