Buchtipps von Kerstin Hämke

An dieser Stelle werden wir künftig in unregelmäßigen Abständen Buchtipps von Mitgliedern des Vereins “Literatur im Siebengebirge” veröffentlichen.
Den Anfang macht die Rhöndorferin Kerstin Hämke, die übrigens eine eigene Website für Lesekreise betreibt: www.mein-literaturkreis.de 
 

„Ein Kleinod – ein immer passendes Buchgeschenk; auch – aber nicht nur – für Wenigleser.“
Velma Wallis: Zwei alte Frauen: Eine Legende von Verrat und Tapferkeit (128 Seiten)
Ein Nomadenstamm im hohen Norden von Alaska: Während eines bitterkalten Winters kommt es zu einer gefährlichen Hungersnot. Wie das Stammesgesetz es vorschreibt, beschließt der Häuptling, die beiden ältesten Frauen (75 und 80 Jahre alt) als ‘unnütze Esser’ zurückzulassen, um den Stamm zu retten. Doch die beiden alten Indianerfrauen geben nicht auf, sondern besinnen sich auf ihre ureigenen Fähigkeiten, die sie längst vergessen geglaubt hatten.
Velma Wallis gehört zum Stamm der Gwich’in. Sie wurde in Alaska/USA in der Nähe des Polarkreises geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. ‚Zwei alte Frauen’ basiert auf einer alten Indianersage; es war Wallis erstes Buch.

„Ein zartes Buch mit einer harten Lebensgeschichte und einem Einblick in die Sprache der Blumen. Es zeigt, dass man auch ohne familiäre Wurzeln wachsen kann. Leichte, aber nicht seichte, Sommerlektüre!“
Vanessa Diffenbaugh: Die verborgene Sprache der Blumen (448 Seiten)
Das Wichtigste im Leben der jungen Victoria sind Blumen. Sie weiß alles über sie und kennt vor allem ihre Bedeutung. Aufgewachsen in Waisenhäusern und Pflegefamilien, rettet dieses Wissen sie immer wieder. Mit achtzehn findet Victoria Arbeit in einem Blumenladen und bindet mit viel Erfolg und Einfühlungsvermögen für jeden Kunden den richtigen Strauß.
Vanessa Diffenbaugh weiß, wovon sie schreibt: Sie hat bereits mehrfach Pflegekinder in ihre Familie aufgenommen und über längere Zeit betreut. Wer wird diesen Roman lieben? Wahrscheinlich hauptsächlich Frauen, die anrührende, humorvolle und doch authentische Bücher lieben und ein Herz für verwundete Kinderseelen haben.

„Mich hat dieses anmutige, stilistisch anspruchsvolle Buch sehr berührt. Ihr Schreibstil ist allerdings ungewöhnlich und gefällt eventuell nicht jedem.“
Julie Otsuka: Wovon wir träumten (160 Seiten)
“Auf dem Schiff waren die meisten von uns Jungfrauen.” So beginnt die berührende Geschichte einer Gruppe junger Frauen, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Picture Brides von Japan nach Kalifornien reisen, um japanische Einwanderer zu heiraten.
Aus ungewöhnlicher, eindringlicher Wir-Perspektive schildert der Roman die unterschiedlichen Schicksale der Frauen.
Wovon wir träumten ist Otsukas zweiter Roman. Er war unter den Finalisten für den National Book Award und wurde 2012 mit dem PEN / Faulkner Award und dem Prix Femina Etranger ausgezeichnet.
Übrigens auch ein empfehlenswertes Buch zur Diskussion für Lese- und Literaturkreise!

„Eine neue Sichtweise auf den Selbstmord-Terrorismus. Auch Ideal zur Diskussion in Lese- und Literaturkreisen.“
Yasmina Khadra: Die Attentäterin (272 Seiten)
Amin Jaafari ist ein hoch angesehener Arzt in Tel Aviv – und ein arabischer Israeli. Umso rascher gerät er unter Verdacht, als die Polizei herausfindet, dass seine Frau in Tel Aviv als Selbstmordattentäterin ein Restaurant sprengte. Jaafari kann es nicht fassen, dass er von dem Plan seiner Frau nichts wusste. Er reist nach Bethlehem und Dschenin, in die Zentren des palästinensischen Widerstandes. Unbeirrt versucht Jaafari, die Verantwortlichen zu finden, die seine Frau zu einer “Schwarzen Witwe” gemacht und sein Leben zerstört haben.
2006 ausgezeichnet mit dem Prix Découverte, dem Prix Tropiques und dem Prix des Libraires, dem französischen Buchhändlerpreis.
Yasmina Khadra ist das Pseudonym von Mohammed Moulessehoul. Der 1955 geborene Autor war hoher Offizier in der algerischen Armee. Wegen der strengen Zensurbestimmungen veröffentlichte er seine beliebten Kriminalromane mit Kommissar Llob unter dem Namen einer Frau. Erst nachdem er im Dezember 2000 mit seiner Familie nach Frankreich ins Exil gegangen war, konnte er das Geheimnis um seine Identität lüften. Yasmina Khadra ist eine der wichtigsten Stimmen der arabischen Welt, seine Romane sind in 17 Sprachen übersetzt.

„Ein starkes Buch über die Kraft von Worten!“
Kressmann Taylor: Adressat unbekannt (64 Seiten)
‚Adressat unbekannt’ ist eine (sehr) kurze Briefnovelle und zeigt die dramatische Entwicklung einer Freundschaft zwischen einem Deutschen und einem Juden zu Beginn von Hitlers Machtergreifung Anfang der 30er Jahre. Die Briefnovelle wurde 1938 erstmals veröffentlicht und besteht aus 18 kurzen Briefen, die eine Zeitdauer von knapp 18 Monaten umfassen.
Autorin ist Katherine Taylor, die von einigen echten Briefen zu der Geschichte inspiriert worden sein soll. Es war ihr Erstlingswerk. Obwohl es bei seinem Erscheinen 1938 und erneut Anfang der 90er Jahre viel Aufmerksamkeit und Lob erhielt, ist es (leider) wenig bekannt.

„Ein aktuelles Thema, von einem Wortkünstler liebevoll und berührend erzählt.“
Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil (192 Seiten)
Arno Geiger erzählt von seinem Vater, dem die Erinnerungen langsam abhanden kommen, dessen Orientierung in der Gegenwart sich auflöst. Offen, liebevoll und heiter beginnt er seinen Vater von neuem kennenzulernen; geht mit ihm durch die Landschaft, in der sie beide ihre Kindheit verbracht haben, hört auf seine nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätze, erzählt von Gegenwart und Vergangenheit des Vaters und der eigenen Kindheit im Dorf.
Das Buch war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2011 nominiert und erhielt 2011 einen Ehrenpreis des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes (DHPV) sowie den Preis “Die zweite Realität” der Schweizer Demenz-Stiftung “Sonnweid”.
Video mit Leseprobe: Geiger liest aus seinem Buch: www.hanser-literaturverlage.de/extras/videos/arno-geiger-liest-aus-der-alte-koenig-in-seinem-exil.html

„Tragisch, humorvoll, lesenswert: Für Jugendliche (aber nicht nur!)“
John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter
„Krebsbücher sind doof“, sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander – trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod.
Das Buch erhielt weltweit viele Preise, u.a. 2012 den Deutschen Jugendliteraturpreis (Preis der Jugendjury).
Die Verfilmung, die sich eng ans Buch hält und mit herausragenden jungen Schauspielern brilliert, kam Mitte Juni 2014 in die deutschen Kinos.

Ausführliche Infos zu den Büchern von Velma Wallis, Vanessa Diffenbaugh, Julie Otsuka, und Kressmann Taylor wie Informationen zu den Autoren, der Entstehungsgeschichte der Bücher und Fragen zum Diskutieren und Nachdenken finden Sie auf:
www.mein-literaturkreis.de/buecher/buecher-mit-diskussionsfragen/

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